Der Anfang vom Ende ist, dass sie ihrem Mann schreibt. Sie hat es wieder und wieder aufgeschoben, aber nun ist der Zeitpunkt da.
Sie sitzt wie in den guten Jahren in ihrer Schreibhöhle im Garten, wo sie ein Gutteil ihres Werks geschrieben hat, zwei Handvoll Romane, Briefe, ihre Tagebücher, ab und zu eine Rezension oder was sonst sie an ihrem Schreibtisch getan hat: fluchen vor allem, warten, dass die Wörter, Sätze kommen, und dann abtauchen, weit weg in ihre fein ziselierten Innenwelten, während draußen immerzu der Garten gewesen ist und Leonard in diesem Garten, die wundersamen Blumen, Bäume, der Teich, kleines Getier; in der nahen Ferne die geliebte Landschaft der Downs.
Wie in den Sekunden vor dem Einschlafen zieht all das an ihr vorüber, bevor sie in verzweifelter Hast zu schreiben beginnt, seltsam beschwingt, fast, als würde ihr gefallen, was sie da schreibt, der neue Schwung, mit dem sie es tut, weil ja alles unumstößlich wahr ist, hier, in ihrem letzten Brief, wie sie glauben muss, der ohne jeden Schnörkel ist und eines Adressaten kaum bedarf.
(S. 14f.)
Lesungsvideos
Michael Kumpfmüller liest – Teil 1
Ach, Virginia
Pressbüro Oldenburg
Michael Kumpfmüller liest – Teil 2
Ach, Virginia
Pressbüro Oldenburg
Interviews zum Buch
Schreiben ist auch Fliegen.
Ein Interview mit Michael Kumpfmüller über seinen neuen Roman „Ach, Virginia“
Schöner lesen, Januar 2020
Die letzten Tage der Virginia Woolf
Gespräch mit Frank Meyer
Deutschlandfunk Kultur, 24. Februar 2020
Auf DeutschlandfunkKultur.de lesen
Michael Kumpfmüller im Gespräch mit Nele Pollatschek
Literaturhaus Berlin, 28. April 2020
Michael Kumpfmüller „Ach, Virginia“
E-Mail-Interview mit Lüder Tietz
Literaturhaus Oldenburg, 1. Juli 2020
Aus den Kritiken
Mareike Ilsemann
WDR 5 Bücher
15. Februar 2020
Chapeau! Sich als Autor einer Ikone der Literaturgeschichte und des Feminismus anzunehmen, ist eine Sache; den Entschluss zum freiwilligen Abschied vom Leben unmittelbar erlebbar zu machen, eine andere. Michael Kumpfmüller gelingt beides.
Susan Vahabzadeh
Süddeutsche Zeitung
9. März 2020
Kumpfmüller [bleibt] ganz nah dran an seiner Protagonistin, wandert durch ihre Gedanken, Ideen, Erinnerungen […] Sie erwacht auf diesen Seiten zum Leben, so wie es ihre Figuren taten. Vielleicht verschwindet sie wieder im Dunkel, wenn man das Buch zuschlägt, aber für einen Moment war sie da, dahinten in der Dunkelheit.
Ronald Pohl
Der Standard
19. Februar 2020
Ach, Virginia ist nicht bloß der bestürzende Roman einer individuellen Katastrophe. Michael Kumpfmüller diagnostiziert mit liebevoll besorgtem Blick die Zersetzung eines geschundenen Ichs. Durch dieses dunkel getönte Okular fällt alarmierendes Licht: auf uns, auf die vermeintliche Unzerstörbarkeit unserer Gesellschaft.
Knut Cordsen
BR
26. Februar 2020
Ein feinnervige[r] und absolut lesenswerte[r] Roman.
Brigitte Woman
3. Februar 2020
Eine Geschichte ohne Rettung, aber prall gefüllt mit Leben
Übersetzungen
Ah, Virginia
Türkische Ausgabe
Nora Kitap 2021
KatalanischeAusgabe: (in Arbeit)
IranischeAusgabe: (in Arbeit)