
Eines Tages im Sommer um die Mittagszeit, als es schon sehr heiß war, wusch sich eine junge Frau über dem Waschbecken die Haare und dachte über ihr Leben nach. Sie schaute sich das Leben an, wie es geworden war, auch die Gründe, dass sich alles von Grund auf ändern musste, sie wusste nur nicht, wie. Sie war früh aufgestanden und hatte die Kinder versorgt; die Kinder waren im Hof und spielten. In der Nacht hatte sie bei offenem Fenster nur wenig geschlafen, schwitzend und immer knapp unter der Oberfläche ihrer Erschöpfung, matt, aber auch zornig, der ganze Körper überzogen mit einem langsam verkrustenden Glanz. Sie war ein bisschen weich für ihr Alter, ein Gesicht ohne genaue Erfahrung, die hellen Haare sehr fein, aber an den Spitzen brüchig und wie vergilbt, als lebte sie seit Jahren in Wind und Hitze, in der Nähe salziger Gewässer.
(S. 9)
Lesungsvideo
Hörbuch

Sprecherin: Petra Barthel
Regie: Harald Holzenleitner
Länge: 307 Minuten
Ungekürztes Hörbuch
Lifetime Audio 2006
Hörspiel
Deutschlandradio
25.06.2006
Bearbeitung (Wort): Steffen Moratz
Regie: Ulrich Lampen
Theater

Schauspielhaus Magdeburg
Mai 2011
Mit: Luise Audersch, Michaela Winterstein, Iris Albrecht, Heide Kalisch, Silvio Hildebrandt, Konstantin Marsch.
Regie: Jan Jochymski

Theater an der Gumpendorferstraße Wien
März 2007
Mit: Elisabeth Veit, Petra Strasser, Katharina Hohenberger, u.a.
Regie: Margit Mezgolich

Hannoversche Kammerspiele
April 2007
Mit: Barbara Felsenstein, Inka Grund, Hanna Legatis, David Bargiel, Martin G. Kunze
Regie: Harald Schandry
Aus den Kritiken
Martin Halter
Tages-Anzeiger (Schweiz)
21. November 2003
Durst ist ein Meisterstück der Einfühlung, eine erzählerisch komplexe, irritierende Beschreibung der Innenseite äußerster Schlichtheit.
Susanne Kunckel
Welt am Sonntag
17. August 2003
Ein kleines Meisterwerk, der gelungene Versuch, jenseits aller Klischees Sprache für eine menschliche Tragödie zu finden – suggestiv und schonungslos.
Susanne Schaber
Der Freitag
Kumpfmüllers Roman ist kaum auszuhalten, er attackiert physisch und psychisch. Ein gefährliches Buch, gefährlich gut.
Franziska Wolffheim
Brigitte
1. Oktober 2003
Perfekt komponiert – und gnadenlos.
Oliver Pfohlmann
taz
26. August 2003
Atemlose, empathische Prosa […]. Ein zutiefst menschliches Buch.
Robin Detje
Süddeutsche Zeitung
6. Oktober 2003
Wer darf sich ein deutscher Dichter nennen? Wer, unter welchen Bedingungen, der deutschen Literatur Großes hinzufügen? Das sind so Fragen. (…) Da gibt es keine Vertun: Michael Kumpfmüller hat der deutschen Literatur Schönes hinzugefügt.
Übersetzung

Dorst
Niederländische Ausgabe
Ambo Manteau 2004
übersetzt von Gerda Meijerink