Manchmal erschrecke ich, wie ähnlich wir uns sind. Es ist nicht angenehm, das zu sagen, aber wir haben beide etwas Hündisches in unserem Wesen. Ruth ist eher der Typ Straßenköter, während ich der Hund aus dem Tierheim bin. Wir fürchten uns vor Stöcken, wir betteln um Fleisch. Wenn wir uns bedroht fühlen, schnappen wir zu, aber es hat noch nie jemand ernsthaft Schaden genommen, denn eigentlich möchten wir es allen Recht machen. Wir sind unglücklich, wenn man uns nicht lobt, und wir springen vor Freude in die Luft, wenn sich jemand über unser Körbchen beugt.
Ich hasse es, ein Hund zu sein. Ich mag den Sabber nicht, ich finde, man riecht nicht gut, alles ist Sex, alles Duckerei.
Ruth hat vor Jahren einen Hund gehabt, bis einer ihrer Freunde im Scherz sagte, er ähnle unserem Vater, worauf sie ihn auf der Stelle verkaufte.
Auch Jule hatte als Kind einen Hund gehabt. Beweist das etwas?
(S. 207)
Interviews zum Buch
„Die Erziehung des Mannes“ von Michael Kumpfmüller
Gespräch mit Luzia Stettler
SRF, 24. April 2017
Die männliche Sexualität ist domestiziert
Interview mit Britta Heidemann
Die Welt, 2. Mai 2016
In der Männerfalle
Gießener Allgemeine, 4. Mai 2016
Auf Giessener-Allgemeine.de lesen
Männer denken nicht nur an Sex
Interview mit Jutta Rinas
Hannoversche Allgemeine Zeitung, 31. Mai 2016
Frauen sind sehr fehlerunfreundlich
Interview mit Bettina Steiner
Die Presse, 5. Juli 2016
Aus den Kritiken
Ursula März
Die Zeit
18. Februar 2016
Was Kumpfmüller als Menschenerzähler zu leisten vermag, zeigt sich in diesem Roman
Börsenblatt
14. Januar 2016
Komplett aus der männlichen Perspektive beschreibt Michael Kumpfmüller mit großer Klarheit und zugleich poetisch, wie Jungen zu Männern werden, zu Ehemännern, zu Geliebten, Vätern und Exmännern.
Peter Mohr
Neue Westfälische
2. April 2016
Wer hat hier wen erzogen? Wer hat wann versagt? Wie wird man ein Mann? 317 Seiten lang umkreist Michael Kumpfmüller diesen Komplex – mal nüchtern protokollierend, mal mit auflockernden humorvollen Schlenkern.
Jörg Magenau
Der Tagesspiegel
22. Februar 2016
Erbaulich ist das nicht – könnte es im Leben, bitte schön, nicht ein bisschen mehr geben? –, aber das muss ein guter Roman auch nicht sein.
Christian Schacherreiter
Oberösterreichische Nachrichten
12. März 2016
Mit „Die Erziehung des Mannes“ ist ihm wieder ein Meisterwerk gelungen, sprachlich souverän, formal perfekt und von überwältigender Lebensdichte.
Übersetzung
Leerschool der liefde
Niederländische Ausgabe
Uitgeverij Van Gennep B.V. 2018
übersetzt von Gerrit Bussink